Fasnacht 2008
Jahresbericht der Narrengesellschaft KAMELIA Paradies von 1886
2008, also ‚008’, das Nachfolgejahr von ‚007’ – auch schon wieder am Ende, geschüttelt und gerührt, 2008 – was für ein Jahr: Amerika im Aufbruch, Banken und Börsen im Einbruch, die Gesundheitsreform im Durchbruch – vermutlich der Blinddarm.
Es hott sich ja scho adeutet, . . . das ein Jahr der Verluste auf uns zukommt . . . Am 11.11.2007 schlägt die KAMELIA - Richtungsweisend - den globalen Kurs ein und verliert auf einen Schlag Präsident, Kassier und 3 Räte . . .
Aber do zeigt sich der Artenreichtum, die Vielfalt des Paradieses . . „camelus ventriosus...“ - Ein molliges KAMEL übernimmt die Führung. . . Aber wer zählt die Tag bis Aschermittwoch ? Fragen über Fragen.
War es die geheime Verschwörung der Holzköpfe um Stefanie Köberlin welche eine Übernahme des Rates planten ? War es die hektische Suche nach alten Kommunionsanzügen und Brautkleidern der Konschtanzer um als Statisten bei James Bond in Übersee mitzuwirken ? Auf jeden Fall isch au der Titel klaut ... Ein Quantum Troscht klingt halt reißerischer als ä Quantum Moscht.
Also denn, Fasnacht stand an - früh wie nie - Christbaum und Konfetti - Zimtstern mit dem Gou von Berlinern - in manch närrisch angehauchtem Konschtanzer Haushalt war O Tannenbaum mit einem leisen Rätätä unterlegt - und auf de Gass sah man manch Christbaum-Mäschgerle.
So als traditioneller Narrenverein hott mes inzwischen echt schwer... des ganze Johr muß me sich die Hiobsbotschafte in de Medie anhören und lesen ... und denn soll me unbedarft in de Wald und en Narrebaum hole - en au no agieße ...
Me muß jo etzt scho e klimatologisches Unbedenklichkeits Zertifikat vorweise und um de Ausgleich des CO2 bemüht sei, aber die bewährte Truppe Schächtle / Hörenberg aus em Paradies verrechnet inzwischen die Rettich / Moscht-Emissionen im Klima-austausch mit angegoßenem Laufmeter Narrenbaum.
Aber au des: Alles nur Theater - Konschtanz, so ein Theater - gings dann au bei de Narrenspiel im Konzil weiter ...
Was gab uns die Weltbühne Konschtanz, dieser kulturelle Schmelztigel närrischer Doppeldeutigkeiten und Gassenfeger zum Besten . . . Gardarobieren (Hans Leib) auf der Suche nach dem ultimativen ökologisch wertvollen Paradieser Bauern-Gummistiefel Recycling, ein voluminös auferstandener Chronist Richental (Marcus Nabholz) , welcher dem Narrenvolk die Leviten las und in mach Anspielung die Konschtanzer Obrigkeit und Ihre kompetente Entschlussfreudigkeit zum Thema KKC, KCC, oder FKK, auf jeden Fall irgendso e Gebäude, was irgendwann emol, irgendwo in Konschtanz zum Zwecke der Darbietung kultureller Höchstleistungen gebaut werden soll, auf’s Korn nahm.
Und jetzt seht Ihr des Dilemma eines Chronisten wo no kein historische Hintergrund hott . . . Wie soll I bei dene Vorgabe vernünftig arbeite . . . Des isch wie die neue Führungs- und Entscheidungkultur in unserem Gemeinderat:
„möglichst dilettantisch vorgehen und unter gar keinen Umständen den Eindruck erwecken eine vernünftige Lösung zu haben“
Aber Gott sei Dank homm’er Vorbilder . . . und manch Theaterbesucher hott sich e Tränle vudrucke müsse als er die Klänge einer bekannten Melodie vernahm . . . „I honn e Hundele . . .“
Melodien intonisiert, zelebriert, variiert und karikiert honnt wie immer, altbewährt und in neuer Besetzung (Erich Martin, Gustav Martin Erich Böhler und Gerd May, Michael Kaltenbach, Rolf Maxa und Robert Kratzer) die leuchtenden Sterne am RTL-lastigen Unterhaltungshimmel - die Paradieser Sängerknaben.
Tja, die Werte verschieben sich . . . Zunächst mal nach Liechtenstein. . . und denn . . .zum Kassier Deiner Wahl . .
Egal ob Globalisiert, Stadtteilisiert, - mir Kameler integrieren alles ... KAMELIA / NIEDERBURG - NIEDERBURG / KAMELIA - babylonische Turmbesetzung zu Pulver. . . und domit war de Startschuß für de Schmutzige Dunnschtig gebe.
Es war ein komisches Jahr . . . Was wirklich überrascht hat: Es gibt wieder Piraten . . . Komische Boote im Dunschtkreis des Konschtanzer Trichter’s . . . isch des die trainierende Bundesmarine am Horn von Konschtanz oder isch es der Schrecken aller Kretzer und Laugele unser Narrerat Hans Leib, der wie me sagt eine inständige Partnerschaft mit einem Kormoran pflegt .
Egal, Hauptsache, der Benzinpreis geht nicht wieder hoch. - Ein Liter für einen Euro, so macht den Kamelern die Wirtschaftskrise Spaß. - Als der Benzinpreis Mitte des Jahres auf seinem Höhepunkt war, do sind im Paradies viele wieder auf`s Kamel umgestiegen, weil sie den Sprit nicht mehr bezahlen konnten. Die Folge: Der Kamelpreis im Paradies stieg Mitte des Jahres um 100%.
Des isch Globalisierung... Wenn in Allensbach de Eckenschwiller Moscht und Rettich bestellt, steigt im Paradies der Preis für Kamele.
Jetzt ist der Benzinpreis unten. - Jetzt steht man da mit seinem Kamel. Klimatechnisch ist des auch nicht besser als en Traktor. So ein Kamel furzt Methangas, aus Rettich un Moscht des isch konn Scherz. Ökologisch ist das Kamel schlimmer als ein Lanz-Bulldog.
„So prickelnd wie Sekt“ hott de Südkurier des 2008er Frühschoppe Cuvée vum Kellermeister Kurt Köberlin bezeichnet - und do hott er ausnahmsweise mol Recht gehabt.
Die bewährte Mischung aus Paradieser „Scheurebe“ - wie’s Kameler FZ und Kurt Köberlin, dezu e wengele „fassstärke“ Marcus Nabholz , abgerundet durch eine Essenz Paradieser Sängerknaben . . . - des ganze im Stefanshaus Bottich vor de Gärung vermischt mit Niederbürgler „Federweißem“ Mario Böhler, em Spritzer Conny Nack und Norbert Heizmann auf solider „elefantöser Weinhefe“ (Karl-Bernhard Ruppaner und Wolfgang Rolle) abgefüllt , mit „fürstenbergler Naturkorke“ (Jürgen Greis) verkorkt und durch die Floriansjünger kräftig gerüttelt. - ein Edler Tropfen
Applecation origin Ho Narro du chateau Rätätä - KÖBERLINjean …
Wie gsagt: Die Werte verschieben sich . . . bisch früher mit reinem konschtanzerisch und eme wengele „chuchikäschtli“ durchkomme, musch heut 1. Sache wie DSDS, Ipod, Iphone, WWW., Event, un anderes Gedöns kenne, 2. multilingual mit integrativer Standortverankerung sei um überhaupt no mitschwätze zu könne - oder Neudeutsch - HIP zu sein.
Und „HIP“ war des Programm am Schmutzige Dunnschtig Nachmittag . . . KSDSP - Kamelia sucht den SuperPräsidenten - Marcus Nabholz (Kamelia), Jürgen Stöß (Schneckenburg) und Marc Ellegast (Niederburg), stellten sich dem Härtetest auf dem Augustinerplatz. - Au ohne „Klumsche Bohlenweisheiten“ und „Jauchige Froge“, honnt die 3 unter der Aufsicht vum „Pferdeflüsterer unter den Konstanzer Fasnachtspräsidenten i.R.“ Werner Eckenschwiller, die gstellte Aufgobe im Angesichts des Konfettis glöst. Es kann nur einen Geben . . . und nach diesem Motto sicherte sich Jürgen Stöß (Schneckenburg) den Titel . . wobei die Jury sich nicht sicher war, was höher zu bewerten war: Ordenanstecken, küssen, Narresprüchle oder doch die „Chippendalehafte Entblößung der als Abpackware über’s Haltbarkeitsdatum hinaus käsweißen männlichen Hühnerbrust.“
Immer no besser als der Präsident einer großen, bedeutenden, Konschtanzer Narrenzunft, welcher den drohenden „Luschtigkeits - und Spaßfaktor“ vorhersah und somit alle Vorkehrungen zur Verhinderung eines „Kratzer’s am Glöckle“ und einer unvorhergesehenen Gesichtsverzückung der Mundwinckel treffen konnte . . . - und schlichtweg kniff.
Es ist die Stunde der Außenseiter: Im Weißen Haus sitzt bald en schwarze Präsident, die FDP regiert in Bayern mit, Karl Dall wird Germanys Next Top Model, Heerscharen von Radolfzeller’n pilgern zum Narrenmarkt nach Konschtanz.
Freie Blätz gewinnen olympisches Narrengold, Wurschtschnappe isch teuflisch und „ge senf doped“ . . . Aber nichts ändert sich an der Tatsache, dass Sachsen die Intelligenz-Hitparade anführt . . .
Dabei hat es bis vor kurzem noch geheißen: Was ist der Unterschied zwischen einem Sachsen und einem Kamel ?
Das Kamel isch schlau und stellt sich dumm . . . der Sachse macht es anders rum . . .
Vu einem der Auszog um de Umzug zu organisieren brauch I euch nimme viel vuzähle . . . Das au no Sonneschein organisiert war steht seit neuschtem in de Dienstbeschreibung, . . . wenn jetzt no alle von 1- ungefähr 100 zähle könnte und dem Wort „Reihenfolge“ auch die nötige Bedeutung zukommen losse, denn isch de Umzugschef Kurt Köberlin z’friede . . .
Ein toller Fasnachtssonntag - Kameler in der Sonne . . . - ein weiterer fasnächtlicher Höhepunkt.
Mit vollem Ranzen in den Tag kasch nu am Rosemäntig starte. . .
Für die einen isch’s ein Höhepunkt der Fasnacht, für die anderen eine Menge Arbeit: Wertberichtigt und Börsenoptimiert isch de Rettich, Speck und Moschtindex vu de Kamelia des Konjungturbarometer schlechthin . . . Die Zahlen sind beeindruckend: 85 Kilo Speck, 200 Kilo Rettich, 400 Brötchen, 35 Laib Brot und 250 Liter Most . . . Für jeden Hungerer eine solide Wertanlage . . .
Das nebebei no Brauchtumspflege beim Schunkeln geübt und Narrenzunft übergreifende Völkerverständigung betriebe wird isch hohe Fasnachtsdiplomatie . . .
Dank sei hier wiederum dem Moscht- und Rettich Makler-Team um Hildegard Kerker & Maja Schächtle.
Tja, verbrennt en Schneck gesse und scho wieder dieselbe gute Vorsätz für d’Fastezeit gfasst, Fasnacht 2008 zu Ende, de Kassier isch auf’em Weg in d’ Narrenrente, de Neu woß no vu garnix, de Gschäftsführer plant scho wieder eine Weltreise, de Programmdirektor weiß vor lauter neuen Ideen für 2009 no gar it wo Ihm de Kopf stoht, de Chronischt sucht erfolglos seine Notiz-Zettel, - bis zum nächschte Mol, genießet die Zeit des „Manierlichen Übermuts und fasnächtlichen Ungestüms“ - machet was draus, ich kann mich schließlich itten um alles kümmern ! - Alles wird gut... Bleibt, wie Ihr seid - etwas anders bleibt Euch eh it übrig..
Es goht dagege !
Konstanz den 18. Januar 2009
Der Chronist - Stephan Grumbt ©