Fasnacht 2006
Jahresbericht der Narrengesellschaft KAMELIA Paradies von 1886
Wer hätt des denkt ? Kameler sind zwar bekannt, jugendlich, szenemäßig und trendsetterig, aber mir honnt au en gediegenen Sinn für Tradition. Deswegen acht’ i au ganz genau drauf, was aus der Chroniktradition für uns heut’ noch relevant sein könnte: Das isch allerdings gar itt so leicht. „Die Schlacht im Teutoburger Wald“ isch zu lang her, „Bismarcks Entlassung“ au, über de Gemeinderat und OB werde bereits zu Amtszeiten alle Witze grisse, die überhaupt nur möglich sind, und „Vögelebeck“........ okay, „Vögelebeck“ goht immer, der kann au in de Chronik 2006 noch eine Rolle spiele. Aber ansunschten isch inhaltlich aus alten Chroniken itt viel zu holen.
Was aber denn?
- A L S O -2006, Merkel ist müde, Klinsmann in Amerika und Bruno der Bär tot. Und dennoch: das Jahr war besser als sein Ruf.
Während ganz Deutschland noch bei H5 N1 erzittert, fragen sich die Kameler: „Was isch den an 5 H-örenberg und 1 N-abholz so schlimm ? Wenn die im Wald de Narrebaun holet, fällt garantiert konn Schwan vum Stengele!“
Und dann war da noch... DIE RENTE IST SICHER... aber it scho mit 120 ! 120 Jahre KAMELIA PARADIES das wurde von Antonius Martin & Bernd Schächtle multimedial-hochtechnisiert-modern-perfekt präsentiert. Echte photografische Schatzkischtle wurden da geöffnet und so manches UR-Kamel war it nur vum Moscht gerührt. Mit vielen Gratulanten die närrisch verschmitzt und hintersinnig Gschichtle verzellten kamen auch 2 Gründungsmitglieder „graue Rettich-Panther“ Dieter Schächtle & Richard Hörenberg um endlich „Moscht-Wein-und andere Zinsen“ einzufordern.
Konspirative Treffen der „Dunn’t fascht alles-Gang“ Marcus Nabholz & Alfred Pfundstein läuten den TATORT Konstanz ein.
Der mafiöse Nervenkitzel trieb an 5 mondscheinlosen Nächten arglose Bürger zum TATORT, wo Sie Chefermittler „Nick Holmes Sherlock Knatterton Marcus Nabholz und „Emma Peel Maier“ schon zum Verhör erwarteten. Das kleine beschauliche Konschtanz in der Hand des Verbrechens ? Da isch Hilfe notwendig und schon eilte Miss Marple Hans Leib zur Verstärkung hinzu um sofort den „Schwerenöter für betagte Damen – Robbie Williams Schatz“ zu entlarven und endlich die „Rennerische Zivilisations und Evolutionstheorie“ zu lösen.
Das der TATORT Konschtanz inmitten der Europäischen Kriminalität liegt bewies die unschuldig in einen Menschenhandel – Transport nach Venedig hineingeratene Martina Bauer. International , organisiertes Verbrechen, Chinesische Triaden Gangs konnten nur durch den vollen körperlichen Einsatz der Polizeischule „Sushou“ abgewehrt werden. Die Schulungstechniken von Rebecca Nabholz und dem FZ blieben zwar im geheimen, jedoch kann sich der Konschtanzer Bürger wieder sicher fühlen, während Taschendieb Joachim Zwick die Fingerfertigkeit noch perfektionieren muss. Musikalisch kleinkriminelle Tenöre wie die Paradieser Sängerknaben Erich Böhler, Erwin Knaus, Erich Martin, Michael Martin , Rolf Maxa, Gustav Martin und Gerd May brachten mittels Selbstversuch und anhaltendem „Ranzenweh’“ Licht in den Gammelfleisch Skandal und wurden zum „Kassenpatient im Mainzer Hof“ verurteilt. Dieses kriminalistisch brilliante Ablenkungsmanöver trug dazu bei, dass kurzerhand „Au i han s'Ranzeweh“ von Presse und Obrigkeit zum Fasnachtsong Nr.1 erklärt wurde... War ja klar, Jammern auf hohem Niveau liegt uns im Blut........
Bei so ausgefuchsten Ermittlern war es kein Wunder, das die Fernsehfahndung des SWR auch in diesem Jahr ein voller Erfolg war und der Zuschauer endlich Aufschluss über den Verbleib seiner Fernsehgebühren bekam.
Szenenwechsel: Soviel Bühnen- und Organisationsengagement kann man nur noch in den Wolken toppen. Kein Wunder, dass die KAMELIA beim Frühschoppen am Schmotzig Dunnschtig im Stefanshaus abhob.. „Ich bin so nett. Ich bin so kess. Ich bin von Camel-Air die Stewardess“, stellte sich die erblondete Schönheit Walter Pilz dem Publikum vor. Er holte Kurt Köberlin als Kapitän ins Cockpit, engagierte das Publikum als Geräuschemacher für die Triebwerke, dann hob die Maschine ab: Die Passagiere beteten ein letztes "Narro, Narro, sieben, sieben", - „Ob im Himmel oder auf Erden - Fasnacht muss gefeiert werden.“Auch die „grauen Rettich-Panther“Dieter Schächtle & Richard Hörenberg tauchten erneut auf um vehement die ausstehende „Moscht- und Rettichrente“ einzufordern.Selbst die heimische Tierwelt leidet schon unter der Gesundheitsreform.... So kann der „Saubach-Tiger“ Joachim Zwick mit seinem „AOK-Gebiss“ nur noch weiche Spätzle beiße. Da hatten „Rotkäppchen“ Dieter Kessler und „Großmutter“ Alexander Riedmann gut Lachen, als die Paradieser Sängerknaben die größten Narren der Politik aufmarschieren ließen.
Das war ein schönes Aufwärmprogramm für den Narrentrubel in den Gassen von Konstanz. Und da gings dann auch gleich weiter mit der Taufe der Neuen MASKENTRÄGER auf der Marktstätte. Des Wetter hätt zwar besser sei könne, aber kein Grund zum jammre. So richtig toll finden wir Kameler, den Klimawandel: Polkappen schmelzen, Überschwemmungen, Sturm und Regen.....Zahlreiche Moschtanbaugebiete profitieren von den steigenden Temperaturen. „Prima Einstellung, die Welt säuft ab, aber wenigstens säuft sie dabei einen guten Tropfen.“
Wieder bestens von Christina und Dieter Kessler organisiert war der Kinderball im Konzil. Das Programm isch de Renner und inzwischen ein Highlight für de Konschtanzer Narresame.
Beim Umzug am Fasnacht’s Sonntag in Konschtanz, waren nebscht einer großen Kamelherde auch echte „Krautscheisser“ dabei... – De Närrische Vogel abgschoße hott jedoch jener „Parkhaus-Düpfelescheisser“ wo doch tatsächlich vom Kurtle eine „Umzugs-Zufahrtsblockierungs-Entschädigungs-Plakette“ kassieren wollte. Bei ca. 25'000 Zuschauern und rund 3'500 Hästrägern, honnt mit Ihrem unermüdlichen Einsatz alle Helfer und Kurt Köberlin wieder einen großen Erfolg verbucht.
Irgendwann isch amol Schluss mit fetten Berlinern und „Glocke-Würscht". Der Magen des Narren im Tag- und Nachtbetrieb braucht etwas Erdverbundenes, Handfestes. Die Rettung war wie immer des Speck- und Rettichessen am Rosenmontag im Stefanshaus. Seit über 40 Jahren bieten die Kameler dem magenversäuerten, verkaterten Mäschgerle die einzige Volksmedizin, die in diesen Tagen hilft: Rettichsalat, Speck, Bauernbrot und einen linden Moscht aus dem Paradies. Die vielen Helferinnen und Helfer um Hildegard Kerker sorgten für ausreichend Versorgung und Stimmungsgeladen ging auch dieser Tag zu Ende .
Tja, verbrennt en Schneck gesse und scho wieder dieselbe gute Vorsätz für d’Fastezeit gfasst, Fasnacht 2006 zu Ende, de Kassier zählt wieder die Tag bis Aschermittwoch, de Gschäftsführer plant scho wieder eine Weltreise, de Programmdirektor weiß vor lauter neuen Ideen für 2007 no gar it wo Ihm de Kopf stoht.
An dieser Stelle muß ich als Chronist vu de Fasnacht abschweife... War das nicht ein toller Sommer ? Ein Traum ? Ein Sommermärchen in Deutschland / Konschtanz ? Wir sind Weltmeister auf dem „grünen Rasen" ... – Im HOCKEY ! na denn: Und 1 und 2 und 3 und 4und bis zum nächschte Mol. Alles wird gut... Es goht dagege !
Konstanz den 14. Januar 2007
Der Chronist Stephan Grumbt ©